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Alice und die wunderliche Hochzeitstorte

Ein zuckersüßes Abenteuer im Glanz der weißen Buttercreme

Es war einmal an einem sonnigen Nachmittag im Monat Juni, da Alice, ein Mädchen von genau zwölf Jahren, in einem rosafarbenen Kleid mit Rüschen und Schleifen als Brautjungfer bei der Hochzeit ihres Bruders fungierte. Der Bruder, ein sehr vernünftiger junger Mann, heiratete eine Dame namens Eliza, die immer lächelte, als ob sie ein Geheimnis kannte, das niemand sonst verstand. Die Hochzeit fand in einem großen Garten statt, umgeben von Hecken, die wie grüne Wände wirkten, und Blumenbeeten, die in allen Farben des Regenbogens blühten. Alice stand da, mit einem Strauß aus Gänseblümchen in der Hand, und fühlte sich ein wenig verloren inmitten all der Erwachsenen, die lachten und plauderten, als ob die Welt eine einzige große Teeparty wäre.

„Wie seltsam das alles ist“, dachte Alice bei sich. „Brautjungfer zu sein bedeutet, man muss lächeln und stillstehen, als wäre man eine Puppe in einem Schaufenster. Aber ich würde viel lieber herumspringen und nach Abenteuern suchen.“ Doch gerade als sie das dachte, wurde die große Torte hereingetragen – oh, was für eine Torte das war! Sie thronte auf einem silbernen Tablett, das von zwei Dienern getragen wurde, als wäre es der Thron einer Königin. Drei Stockwerke hoch ragte sie empor, jede Etage größer als die darunter, und bedeckt mit einer Schicht aus weißer Buttercreme, die so glatt und glänzend war, dass sie wie frisch gefallener Schnee in der Sonne funkelte.

Alice starrte die Torte an, und ihre Augen wurden groß wie Untertassen. „Das ist keine gewöhnliche Torte“, murmelte sie. „Das ist eine Torte aus einer anderen Welt!“ Die weiße Buttercreme schimmerte in reinem Elfenbein, mit einem Glanz, der wie Perlmutt schimmerte, und kleinen Kristallen aus Zucker, die wie Diamanten glitzerten. Jede Etage war mit Blumen dekoriert – nicht mit echten Blumen, nein, sondern mit solchen aus Marzipan und Fondant, die so fein gearbeitet waren, dass man meinen konnte, sie würden jeden Moment duften und blühen. Rosen in zartem Pink, Lilien in reinem Weiß, und Vergissmeinnicht in himmelblauem Blau, alle umwunden von Ranken aus grünem Zucker, die sich spiralförmig hinaufwanden wie Efeu an einem alten Turm.

Auf der untersten Etage, die so breit war wie ein kleiner Tisch, saßen Zuckervögel mit Flügeln aus hauchdünnem Karamell, ihre Augen aus winzigen Perlen aus Schokolade, und sie schienen Alice zuzuzwinkern, als ob sie sagten: „Komm näher, kleines Mädchen, wir haben Geschichten zu erzählen!“ Daneben schwammen Marzipanschwäne auf einem See aus blauem Gelee, ihre Hälse elegant gebogen, als ob sie gerade aus einem Märchenbuch entsprungen wären. Die mittlere Etage war mit Türmchen aus Nougat verziert, und darauf tanzten Figuren aus Mandelpaste – kleine Brautpaare, die sich drehten und lachten, obwohl sie natürlich ganz stillstanden. Und ganz oben, auf der spitzen Krone der Torte, thronte ein Schloss aus Schokolade, mit Fenstern aus durchsichtigem Zucker, durch die man winzige Lichter flackern sah, als ob drinnen ein Fest stattfände.

Alice trat näher heran, so nah, dass sie den süßen Duft von Vanille und Mandel riechen konnte, der wie ein Nebel um die Torte schwebte. „Wie glitzernd sie ist!“, flüsterte sie. „Als ob sie aus dem Land der Feen kommt, wo alles aus Süßigkeiten gemacht ist und nichts je zerbricht.“ Der Glanz der weißen Buttercreme spiegelte das Sonnenlicht wider, warf Regenbögen auf den Boden, und Alice fühlte, wie ihre Fantasie zu flattern begann wie ein Schmetterling. „Wenn ich nur ein Stück davon essen könnte“, dachte sie, „würde ich vielleicht schrumpfen oder wachsen, genau wie in meinen Träumen.“

Und plötzlich, in ihrer Vorstellung, erwachte die Torte zum Leben! Die Zuckervögel auf der untersten Etage spreizten ihre Flügel und zwitscherten ein Lied, das klang wie das Klingeln von Glöckchen. „Tweet-tweet!“, sangen sie. „Wir sind die Vögel der Süße, und wir fliegen durch Wolken aus Sahne! Komm mit uns, Alice, und lass uns die Welt der Torten erkunden!“ Alice blinzelte, und da sah sie es: Die Marzipanschwäne glitten über den Geleesee, ihre Flossen paddelnd, und einer von ihnen drehte den Kopf zu ihr und sagte mit einer Stimme so weich wie Seide: „Guten Tag, Fräulein Alice. Möchten Sie eine Fahrt auf meinem Rücken? Der See führt zu einem Fluss aus Schokolade, wo die Fische aus Lakritz schwimmen und die Ufer aus Keks bestehen.“

„Oh je!“, rief Alice in ihrer Fantasie aus. „Das ist ja wunderlicher als alles, was ich je erlebt habe!“ Sie stellte sich vor, wie sie auf den Schwan kletterte, und sie glitten davon, vorbei an den Blumenranken, die nun zum Leben erwachten und ihre Blütenblätter wie Fächer wedelten. Die Rosen flüsterten: „Pst, pst! Wir kennen das Geheimnis der ewigen Liebe – es schmeckt nach Himbeere!“ Und die Lilien nickten zustimmend: „Aber sei vorsichtig, Kind, denn in unserer Welt kann man sich in Süßigkeiten verirren und nie wieder herausfinden.“

Während die Schwäne ruderten, stieg Alice in ihrer Phantasie die Etagen der Torte hinauf. Die mittlere Etage war nun ein Garten, wo die Nougattürmchen wie Burgen aufragten, und die kleinen Mandelfiguren tanzten einen Walzer. „Tanzen Sie mit, Alice!“, rief eine der Brautfiguren, die aussah wie eine Miniaturversion ihrer Schwägerin Eliza. „Hier dreht sich alles im Kreis, und niemand wird je müde!“ Alice lachte und wirbelte mit, doch plötzlich wuchsen die Figuren an, oder vielleicht schrumpfte sie selbst – wer konnte das schon sagen in solch einem Traum? Die Türmchen wurden zu echten Türmen, und aus den Fenstern schauten Köpfe heraus: Ein Hasenmann mit einer Taschenuhr, der rief: „Ich bin zu spät für die Hochzeitstorte!“, und eine Grinsekatze, die nur ihr Lächeln zeigte und flüsterte: „Alles ist essbar, aber nicht alles ist gut für dich.“

Höher und höher kletterte Alice in ihrer Vorstellung, bis zur obersten Etage, wo das Schokoladenschloss stand. Die Türen öffneten sich quietschend – oder war es das Knirschen von Zucker? – und drinnen war ein Ballsaal, beleuchtet von Kerzen aus Wachs, die nach Zimt dufteten. An den Wänden hingen Bilder aus essbarem Papier, die Szenen aus Märchen zeigten: Ein König, der eine Torte krönte, eine Königin aus Sahne, die befahl: „Ab mit ihrem Kuchen!“ Und in der Mitte tanzten die Zuckervögel nun mit den Marzipanschwänen, ein Wirbel aus Farben und Flügeln. „Das ist mein Wunderland!“, dachte Alice. „Ein Land, wo Torten lebendig sind und Abenteuer in jedem Bissen stecken.“

Doch gerade als sie in ihrer Fantasie ein Stück vom Schloss abbrechen wollte, um zu probieren, ob es nach dunkler Schokolade oder Milch schmeckte, ertönte eine Stimme aus der realen Welt: „Alice! Es ist Zeit, die Torte anzuschneiden!“ Es war ihr Bruder, der mit dem Messer in der Hand dastand, und Eliza lächelte neben ihm. Alice blinzelte, und die Fantasie verblasste wie Nebel in der Sonne. Die Torte stand immer noch da, glitzernd und still, aber in Alices Augen funkelte nun ein Geheimnis. „Eines Tages“, dachte sie, „werde ich eine eigene Torte backen, die wirklich zum Leben erwacht.“

Und so endete der Tag, mit Kuchenstücken für alle, und Alice aß ihr Stück langsam, schmeckte die Vanille und die Mandel, und in jedem Bissen hallte ein Echo ihrer Phantasie wider. „Wie merkwürdig das Leben ist“, murmelte sie. „Manchmal ist eine Torte mehr als nur eine Torte – sie ist ein Tor zu Wunderwelten.“